Königlich Württembergisches Dragoner-Regiment Königin Olga (1. Württ.) Nr. 25
von Joachim Hilsenbeck
Der Stiftungstag dieses Regiments ist der 17. November 1813. Aus dem aufgelösten Leibchevaulegersregiment Nr. 2, errichtete König Friedrich von Württemberg ein neues Regiment, das den Namen Jägerregiment zu Pferde Nr. 4 Prinz Adam erhielt. Die Uniform des neuen Truppenteils bestand im wesentlichen wie der des 1805 errichteten Jägerregiments zu Pferde Prinz Paul, genannt Herzog Louis, später Dragonerregiment Nr. 26. Sie bestand aus einem grünen Collett mit zwei Reihen Knöpfen, ähnlich der späteren Ulanka, mit rotem Kragen, roten Vorstößen und stählernen Panzerepauletten, grünen Tuchbeinkleidern sowie kurzen Husarenstiefeln mit weißen Quasten. Schwarze Stulphandschuhe und schwarzes, über die Brust gekreuztes Lederzeug wurde dazu getragen. Als Kopfbedeckung diente der damals allgemein übliche, nach oben ausladende Tschako aus Leder, auf dem vorne der gekrönte Namenszug des Königs (FR) aus gelbem Metall angebracht war.
Namen des Regiments:
- 17. 11. 1813 Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 4 Prinz Adam
- 19. 11. 1816 Kavallerie-Regiment Nr. 4
- 01. 04. 1817 4. Reiter-Regiment
- 19. 12. 1864 4. Reiter-Regiment Königin Olga
- 02. 10. 1871 1. Dragoner-Rgt. (Königin Olga)
- 18. 12. 1871 1. Württ. Drag.-Rgt. (Königin Olga) Nr. 25
- 14. 12. 1874 Drag.-Rgt. Königin Olga (1. Württ.) Nr. 25
Chefs des Regiments:
- 17. 11. 1813 Gen.Ltn. Prinz Adam von Württemberg, bis 19. 11. 1816
- 19. 12. 1864 Königin Olga von Württemberg, geb. Groß-Fürstin Olga Nikolajewna von Rußland, bis 30. 10. 1892
- 07. 09. 1909 Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, bis 04. 06. 1941 G.F.M.
à la Suite:
- 25. 02. 1840 Oberst, Graf Alexander von Württemberg, bis 07. 07. 1844
- 06. 03. 1889 Oberst, Herzog Franz von Teck, bis 21. 01. 1900 Gen.Ltn.
- 10. 04. 1906 Oberst, Ernst, Prinz von Sachsen-Weimar, bis 19. 01. 1909 General
- 25. 02. 1908 Oberst, Wilhelm, Herzog von Urach, Graf von Württemberg, bis 27. 03. 1928 General
Kommandanten bzw. Kommandeure:
- 17. 11. 1813 Freiherr von Gaisberg, Ludwig
- 09. 12. 1813 von Reinhardt, Carl
- 31. 12. 1819 von Milkau, Johann August
- 23. 03. 1821 Graf von Sontheim, Georg
- 01. 01. 1826 von Bassewitz, Ludwig August
- 25. 03. 1828 Graf von Graevenitz, Ludwig Wilhelm
- 13. 12. 1841 von Finckh, Carl
- 18. 12. 1848 Graf von Linden, Edmund
- 05. 01. 1857 Graf von Scheeler, Friedrich Wilhelm
- 05. 03. 1866 von Gukelen, Gustav
- 14. 07. 1868 Graf von Normann-Ehrenfels, August
- 18. 12. 1871 von Massow, Ferdinand
- 03. 03. 1873 Freiherr von Roeder, August
- 28. 09. 1874 von Kurtz, Wilhelm
- 11. 01. 1884 von Karraß, Nikolaus
- 15. 07. 1888 von Sick, Alfred
- 27. 01. 1892 Freiherr von Roeder, Eberhard
- 20. 05. 1897 von Bredow, Klaus
- 18. 08. 1901 Ernst, Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach
- 10. 04. 1906 Wilhelm Herzog von Urach, Graf von Württemberg
- 25. 02. 1908 Freiherr Thumb von Neuburg, Maximilian
- 27. 01. 1913 von Gleich, Gerold
- 11. 12. 1914 Freiherr Capler von Oedheim, gen. Bautz, Hans
- 05. 1917 Ebner Karl
- 10. 07. 1918 Landbeck, Karl
- 20. 12. 1918 Jobst, Erich
Regiments-Führer:
1914/18 Rittmeister Freiherr von Wöllwarth, Jobst
Standorte:
- 17. 11. 1813 Ludwigsburg
- 22. 06. 1814 Kirchheim u. Teck und Nürtingen
- 25. 12. 1815 Lauterburg und Umgegend
- 12. 11. 1818 Ulm
- 06. 10. 1833 Ludwigsburg
- 18. 07. 1838 Esslingen
- 03. 06. 1845 Stuttgart
- 26. 10. 1852 Ludwigsburg
Uniformen:
1813 Grünes Collett mit 2 Reihen Knöpfen, ähnlich einer Ulanka. Roter Kragen mit einer weißen Litze. Panzerepauletten, polnische Aufschläge mit roter Biese. An den Außenseiten der Aufschläge 2 Knöpfe. Die Brustreihen-Knöpfe rot umrandet. Hosen: grüne Tuchhosen. Husarenstiefel mit weißer Borte und Quaste. Stulpenhandschuhe schwarz, auch Lederzeug. Ungarische Anschlagsporen. Tschako schwarz mit gekröntem Kgl. Namenszug in Messing, Messingschuppenketten.
1816 Königsblaue Kutka ohne Knöpfe, mit Haken geschlossen. Kragen und Aufschläge blau, nur mit roter Biese eingefasst, auch vorn herunter und eine Art Ulanenschärpe mit roter Biese. Lederzeug weiß, gelbe Panzerepauletten, lange blaue Hosen, Tschako rot mit blauem Streifen oben und schwarz-roter Kokarde oben am Tschako.
1820 Schwedische Ärmelaufschläge. Ab 1821 königsblaue Colletts mit kurzem Schoß, blauem Kragen, rotem polnischen Aufschlag mit 3 Knöpfen. 2 Reihen gelber Knöpfe mit Rgts.-Nummer. Alle Nähte mit roter Biese. Tschako wie bisher, aber mit halbmondförmigem Schild aus Messing mit Rgts. Nummer.
1823 Über der Kokarde ein Büschel von schwarz-roter Wolle. Schützen von grüner Wolle, Offiziere in Gold.
1844 Königsblauer Frack mit 1 Reihe von 12 gelben Knöpfen. Kragen rot. Rote polnische Aufschläge. Außerdem 2 gelbe Knöpfe an den Seiten, Frackschoß rot. Lange königsblaue Hose mit breitem, rotem Streifen. Weißes, gekreuztes Lederzeug, rote Säbeltroddel. Tschako rot mit schwarzem Lederschirm, oberer Rand des Tschakos blau, schwarz-rote Kokarde. Gelbe Schuppenketten.
1849 Einreihiger königsblauer Waffenrock mit roten Kragenpatten und einem gelben Knopf. Kragen blau, Bandolier weiß, auch Koppel. Rote polnische Aufschläge mit 2 gelben Knöpfen an den Seiten. Lange blaue Tuchhosen mit roter Biese. Tschako rot, oben mit gelbem Rand, Haarbusch schwarz, Schuppenketten gelb.
1864 2-reihiger dunkelblauer Rock, nach österreichischem Muster, mit roten Achselklappen mit roter Schulterwulst, je Reihe mit 5 gelben Knöpfen. Kragenpatten weiß am blauen Kragen. Rote Biese am Ärmelaufschlag. Lange dunkelgraue, weit geschnittene Hosen mit breiten, roten Streifen. Bandolier und Koppel weiß. Rote Käppi, unten mit blauem Streifen, Haarbusch weiß.
1868 Helm mit gelbem Beschlag und württembergischen Wappen vorne, eckiger Vorderschiene, Kreuzblattfuß, rote Achselklappen mit roter Schulterwulst, rote Säbeltroddel. Rock und Hose wie bisher.
1874 Waffenrock kornblumenblau mit weißem Kragen, weiße schwedische Aufschläge. Knöpfe und Schuppenketten gelb. Helm mit eckiger Vorder-Schiene, Kreuzblattfuß, vorn württ. Wappen (mit weißem Beschlag). Zur Parade weißer Haarbusch, Musiker roter. Bandolier und Koppel weiß. Epauletten weiß mit rotem Unterfutter (Offz.) Uffz. und Dragoner weiße Achselklappen mit rotem Namenszug „O“. Dunkelblaue Reithosen, schwarze Stiefel, Anschlagsporen. Offz. Gold. Bandolier.
03.06.1889 2 weiße (Offz. silberne) Litzen am Kragen und Aufschlägen.
Uniformbeschreibung Stand 1914
1914 Mannschaft
Helm aus schwarz lackiertem Leder mit eckiger Vorderschiene, Kreuzblattfuß Spitze glatt. Vorn am Helm das württ. Wappen. Beschläge neusilbern. Gewölbte Schuppenketten. Zur Parade weißer, Trompeter roter Haarbusch. Deutsche und württ. Kokarde schwarz-rot-schwarz.
Mütze kornblumenblau mit weißem Besatzstreifen, ohne Schirm. Deckelrandbiese weiß. Uffz. außer Dienst Schirmmütze. Kokarden wie am Helm.
Waffenrock kornblumenblau mit eckigem weißen Kragen mit kornblumenblauem Vorstoß und 2 weißen Litzen. Uffz. 1 Litze mit Kapellen und roten Spiegeln. Schwedische weiße Aufschläge mit 2 Litzen. Achselklappen weiß mit rotem gekröntem Kgl. Namenszug „O“ ab 22. 1. 1872. Vorn herunter und an den geschweiften Schoßtaschenleisten hinten weiße Biese. Vorn am Rock 8 gelbe, hinten je 3 Knöpfe. Uffz. silberne Tressen.
Hosen schwarz-blaue Reithosen mit Lederbesatz. Außerdem lange schwarz-blaue Tuchhosen mit roter Biese.
Sporen Schwanenhalsanschlagsporen an den langen schwarzen Stiefeln.
Kartusche schwarz, ohne Deckelverzierung.
Lederzeug weiß. Überschnallkoppel mit Messingschnalle. Bandolier weiß.
Bandolier ab 6. 12. 1913 Beschlag aus neusilberner ovaler Platte mit Kaiserkrone und einem Schild mit dem Kaiserlichen Namenszug aus Messing und 2 neusilberne Ketten und einer neusilbernen ovalen Platte mit Königskrone, einem Schild mit dem württ. Wappen und einer Hülse für die an den Ketten befestigte Signalpfeife aus Messing.
Lanzenfähnchen schwarz-rot. Uffz. rot mit Landeswappen.
Lanzen 1817-64 Eschenlanzen. Ab 1890 Stahlrohrlanzen.
Mantel grau, Patten weiß, Achselklappen wie Waffenrock.
Einjährige schwarz-rote Schnur um die Achselklappen.
Degen am Korb das württembergische Wappen.
Faustriemen aus rotem Juchtenleder. Quasten in Esc.-Farben weiß, rot, gelb, blau, grün Uffz. schwarz-rot. Trompeterbanderoll schwarz-rot. Schwalbennester weiß mit schrägen silbernen Tressen.
Paradeüberlegedecke kornblumenblau mit breitem weißem Streifen, schmalem kornblumenblauem, schmalem weißen Randstreifen. Ecken abgerundet.
1914 Offizier
Helm Beschläge versilbert. Sternchen golden auf dem Kreuzblattfuß.
Waffenrock vergoldete Knöpfe und silberne Litzen.
Überrock kornblumenblau mit weißem Kragen ohne Litzen, Ärmelbiese weiß, Brustklappenfutter.
Paletotkragen hochgestellt: innen kornblumenblau, außen weiß.
Galahosen kornblumenblau mit 2 weißen breiten Streifen und roter Biese.
Epauletten Halbmonde vergoldet, Felder weiß und Unterfutter. Goldener Namenszug.
Achselstücke weiße Biese und Unterfutter.
Unterschnallkoppel aus rotem Lackleder mit goldenen Tressen und vergoldeten Fröschelschnallen.
Bandolier golden, sonst wie Dragoner, aber Beschläge vergoldet oder versilbert. Unterfutter kornblumenblau.
Kartusche schwarz, mit vergoldetem, gekrönten Kgl. Namenszug „KR“.
Säbel Österreichischer Korbsäbel Modell 59. Außer Dienst: Bügelsäbel mit vergoldetem Löwenkopf.
Schärpe, Feldbinde mit schwarz-roten Fäden durchzogen. Feldbindenschloss mit gekrönten Kgl. Namenszug „KR“.
Dienstdecke dunkelblau.
Paradeüberlegedecke wie Dragoner, aber mit breiteren Streifen.
Tradition:
Reichsheer: 1./18. Reiter-Regiment (Ludwigsburg)
Wehrmacht: I./Kavallerie-Regiment 18 (Stuttgart-Cannstatt)
Das 4. Reiter-Regiment 1864
König Wilhelm I. war es in der Tat nicht mehr bestimmt, eine kriegerische Verwicklung seines Landes zu erleben. Es blieb ihm erspart, Zeuge der Misserfolge seiner Truppen im österreich-preußischen Krieg zu sein. Unter seine Regierung fällt nur noch das Vorspiel dieses Kampfes, der gemeinsame Krieg Preußens und Österreichs gegen Dänemark, der am 18. April mit dem Sturm der Düppler Schanzen eine glänzende Entscheidung fand. Darauf folgte der Waffenstillstand und die erfolglose Friedenskonferenz von London.
Am 25. Juni 1864 starb König Wilhelm I. von Württemberg. Die fast 50-jährige Regierung König Wilhelms I. war für Württemberg eine Epoche ungestörten Friedens. Das umsichtige und segensreiche Wirken des zweiten württembergischen Königs ist deshalb in erster Linie auf die Ordnung und Festigung der Verhältnisse im Inneren gerichtet. Mit der Verfassungsurkunde des Jahres 1819 machte Wilhelm I. mit glücklicher Hand den Kämpfen ein Ende. Württemberg trat damit in die Reihe der modernen Staaten ein. Als Ideal schwebte ihm die „Trias“ vor, ein engerer und „reinerer“ Bund der deutschen Staaten mit Ausschluss von Österreich und Preußen, der diesen beiden Großmächten gewissermaßen die Waage gehalten hätte. Die Trias kam nicht zustande.
Bis in sein hohes Alter sehen wir ihn immer noch mit scharfem, militärischem Blick, mit Strenge, aber mit Wohlwollen an den Übungen und Besichtigungen aller Waffengattungen teilnehmen. Sein Sohn aus der zweiten Ehe mit der Prinzessin Pauline von Württemberg, der am 6. März 1823 geborene König Karl, verfügte bald nach seinem Regierungsantritt eine völlige Änderung der Uniformierung aller Waffengattungen, die durch den Korpsbefehl vom 24. Oktober 1864 bekannt gemacht wurde. Der etwas kürzer gehaltene Waffenrock wurde von jetzt ab dunkelblau, beinahe schwarz, und erhielt zwei ziemlich eng gestellte Reihen glatter, bei der Reiterei gelber Knöpfe. An Stelle der Panzerepauletten der Mannschaft traten rote Achselwülste; die berittenen Offiziere trugen auf den Schultern nur dünne Schnüre zum Festhalten des Bandoliers. Die vordere Seite des Kragens erhielt bei den einzelnen Regimentern verschiedene Farben, bei unserem Regiment die weiße. Vorne am Kragen wurden die Gradabzeichen nach österreichischer Art angebracht, so dass der Leutnant und Major einen, der Oberleutnant und Oberstleutnant zwei, der Rittmeister und Oberst drei Sterne trugen; die Stabsoffiziere unterschieden sich von den Subalternoffizieren dadurch, dass sie am Kragen und den Ärmeln Tressen und auf der „Dienstmütze“ das vollständige württembergische Wappen trugen, wie es später auf den Helmen getragen wurde, nur viel kleiner, während die übrigen Offiziere nur den gekrönten Schild des Wappens führten. Die Dienstmütze war ein ganz niedriges Käppi von roter Farbe und besaß bei unserem Regiment einen weißen Haarbusch. Dazu gehörten lange, sehr weite Streifenbeinkleider, die zum Reiten, wie auch früher, einen hohen Lederbesatz hatten. Am 19. Dezember 1864 wurde die Einrichtung des Regimentsinhabers wieder eingeführt.
Unserem Regiment wurde ebenso wie dem 1. Infanterieregiment, dem Grenadierregiment Nr. 119, das große Glück und die hohe Ehre zuteil, die erlauchte Gemahlin König Karls, Ihre Majestät die Königin Olga, als Allerhöchsten Chef zu führen. Von da ab trug das Regiment den Namen „4. Reiter-Regiment Königin Olga“. Ihre Majestät war am 11. September 1822 als Tochter des russischen Kaisers Nikolaus I. Pawlowitsch (geboren 6. Juli 1796, gestorben 2. März 1855) und seiner Gemahlin Alexandra Fjodorowna, geborenen Prinzessin Charlotte von Preußen, geboren und am 13. Juli 1846 mit den damaligen Kronprinzen Karl vermählt worden. Kaiserin Alexandra war die Schwester des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen.