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Joachim Hilsenbeck

Das 4. Reiter-Regiment 1864

Am 25. Juni 1864 starb König Wilhelm I. von Württemberg. Die fast 50-jährige Regierung König Wilhelms I. war für Württemberg eine Epoche ungestörten Friedens. Das umsichtige und segensreiche Wirken des zweiten württembergischen Königs ist deshalb in erster Linie auf die Ordnung und Festigung der Verhältnisse im Inneren gerichtet. Mit der Verfassungsurkunde des Jahres 1819 machte Wilhelm I. mit glücklicher Hand den Kämpfen ein Ende. Württemberg trat damit in die Reihe der modernen Staaten ein. Als Ideal schwebte ihm die „Trias“ vor, ein engerer und „reinerer“ Bund der deutschen Staaten mit Ausschluss von Österreich und Preußen, der diesen beiden Großmächten gewissermaßen die Waage gehalten hätte. Die Trias kam nicht zustande.
Bis in sein hohes Alter sehen wir ihn immer noch mit scharfem, militärischem Blick, mit Strenge, aber mit Wohlwollen an den Übungen und Besichtigungen aller Waffengattungen teilnehmen.
Sein Sohn aus der zweiten Ehe mit der Prinzessin Pauline von Württemberg, der am 6. März 1823 geborene König Karl, verfügte bald nach seinem Regierungsantritt eine völlige Änderung der Uniformierung aller Waffengattungen, die durch den Korpsbefehl vom 24. Oktober 1864 bekannt gemacht wurde. Der etwas kürzer gehaltene Waffenrock wurde von jetzt ab dunkelblau, beinahe schwarz, und erhielt zwei ziemlich eng gestellte Reihen glatter, bei der Reiterei gelber Knöpfe.
An Stelle der Panzerepauletten der Mannschaft traten rote Achselwülste; die berittenen Offiziere trugen auf den Schultern nur dünne Schnüre zum Festhalten des Bandoliers. Die vordere Seite des Kragens erhielt bei den einzelnen Regimentern verschiedene Farben, bei unserem Regiment die weiße. Vorne am Kragen wurden die Gradabzeichen nach österreichischer Art angebracht, so
dass der Leutnant und Major einen, der Oberleutnant und Oberstleutnant zwei, der Rittmeister und Oberst drei Sterne trugen; die Stabsoffiziere unterschieden sich von den Subalternoffizieren dadurch, dass sie am Kragen und den Ärmeln Tressen und auf der „Dienstmütze“ das vollständige württembergische Wappen trugen, wie es später auf den Helmen getragen wurde, nur viel kleiner, während die übrigen Offiziere nur den gekrönten Schild des Wappens führten. Die Dienstmütze war ein ganz niedriges Käppi von roter Farbe und besaß bei unserem Regiment einen weißen Haarbusch. Dazu gehörten lange, sehr weite Streifenbeinkleider, die zum Reiten, wie auch früher, einen hohen Lederbesatz hatten.
Am 19. Dezember 1864 wurde die Einrichtung des Regimentsinhabers wieder eingeführt.
Unserem Regiment wurde am 19. Dezember 1864 die hohe Ehre zuteil, die erlauchte Gemahlin König Karls, Ihre Majestät die Königin Olga, als Allerhöchsten Chef zu führen. Von da ab trug das Regiment den Namen
„Reiter-Regiment Königin Olga“.